Die beiden nächsten Wochen stehen ganz im Zeichen des Übergangs von der Sekundarstufe in die Berufswelt. Der erste grosse Betrieb, welcher mir Gastrecht anbietet, ist die VZug, bekannter Hersteller von Maschinen für Küche und Haushalt. Im Zugorama, dem neu erstellten Gebäude mit Schau- und Ausbildungsräumen sowie einem modernen Personalrestaurant, werde ich vom Personalchef, Herrn Peter Schaller und einem der Ausbildner, Herrn Candid Strebel begrüsst. Einem ausgiebigen und interessanten Betriebsrundgang geht eine kurze Media-Show über die Betriebsphilosophie voran. Diese ist geprägt von der Idee der Swiss Quality, welche Herr Strebel beim Rundgang anhand vieler kleiner Qualitätsproben während der Produktionsabläufe eindrücklich unter Beweis stellt.
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Produktionsmechaniker |
Schnuppertag
Polymechaniker
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"Old Lady" |
Noch vor dem leckeren Mittagessen geht's dann aber zur Sache. Rahel, eine Lernende Produktionsmechanikerin im zweiten Lehrjahr, nimmt mich unter ihre Fittiche. Sie hat schon eine ganze Menge "drauf", kennt keine Scheu im Umgang mit Erwachsenen und zeigt mir, wie die "Old Lady" funktioniert, eine konventionelle Fräsmaschine mit sowohl Hand- als auch elektronischem Vorschub. Gemäss einem Plan muss ich nun die Bohrungen für ein Spiel "zentrieren", d.h. ankörnern. Konzentration ist angesagt. Trotzdem passieren mir zwei kleine Fehler, was meine Ausbildnerin aber grosszügig durchgehen lässt. Der Feierabend ist mir heute sehr willkommen, denn zum Einen schmerzen die Füsse und Beine, zum andern fühle ich mich etwas ausgelaugt nach der intensiven Arbeit an der Maschine.
Schnuppertag
Konstrukteur
Heute hat mir Dario erstmal das Staunen in 3D beigebracht. Als "Sprachler" musste ich schon alle meine Sinne zusammen nehmen, um die verschiedenen Körper in den einzelnen Darstellungen abbilden zu können. Die Vorübung hat mir aber sehr geholfen bei der Umsetzung am Computer mit CAD. Machte plötzlich gewaltig Spass. Das Team der Konstrukteuren-Lehrlinge ist eine humorvolle Truppe. Seriöse, konzentrierte Arbeit muss bei Gelegenheit mit etwas Spass und Schabernack aufgelockert werden - aber dann geht's wieder "in die Vollen". Am Schluss zeigte Dario mir noch seine Arbeitsprojekte des ersten Lehrjahrs. War Spitze!
Schnuppertag
Automatiker
Luca ist heute mein Oberstift. Mit Hilfe eines Schemas soll ich einen Prüfsummer bauen, der für spätere Übungen gebraucht werden wird. Eine Lötübung fällt zur Zufriedenheit Lucas aus, und so darf ich mit dem Stecken von Widerständen, Summermodul, LED-Blinklampe und den Ein- und Ausgängen beginnen. Weil auf dem Schema vom Lehrlingsbetreuer absichtlich "ein Bug" geplant worden war, musste erst herausgefunden werden, wo "der Hund begraben war". Schliesslich funktionierte das Ding und weil noch ein Gehäuse dazu kam, sind die Korrekturen, welche nötig waren jetzt im Verborgenen. Messaufgaben folgten, und nachmittags sollte ich noch die Spielsteine für das vorgestern begonnene Arbeitsstück zuschneiden und drehen.
Die Arbeit an der Drehbank macht Spass, auch wenn höchste Konzentration nötig ist. Schnell fehlen einige Zehntelmillimeter oder, wenn's gröber kommt, kann ein Werkzeug kaputt gehen.
Drehen
Spiel mit Innenleben
Ausbildung bei der VZug
Zur Zeit befinden sich 60 junge Leute in der Ausbildung: 8 Polymechaniker, 12 Automatiker, 8 Konstrukteure, Kaufleute, Logistiker, Produktionsmechaniker und auch Köche. Die Selektion der Lehrlinge (300 Bewerbungen) sieht die Phasen Bewerbung/ Noten und Beurteilungen/ Diplome, Betriebspraktikum mit Bericht des Schnuppernden, Beurteilung durch die Betreuer im Praktikum, Vorstellungsgespräch beim Personalverantwortlichen (etwa 90 Minuten)/ Lehrvertrag vor. Im Schnupperpraktikum wird einerseits die Eignung für den Beruf beurteilt, aber noch stärker werden Teamfähigkeit, Anstand, Interesse, Pünktlichkeit und Einsatzwille gewichtet. Oft spielen Kleinigkeiten eine entscheidende Rolle.
Woche 2: login zürich
Nun bieten sich mir also
Vergleichsmöglichkeiten von Lehrbetrieben in der gleichen Branche. In diesem
Betrieb möchte ich vor allem die Selektion der Lehrlinge etwas unter die Lupe
nehmen.
Die Lehrwerkstätten der login, eine Lehrfirma für Berufe im öffentlichen
Verkehr, sind den Reparaturwerkstätten der SBB in Zürich angegliedert. Die
Ausbildungsräume sind trotz der alten Gebäulichkeiten freundlich, hell und gut
ausgerüstet. Etwa 60 Lehrlinge werden in diesen zwei ersten Grundbildungsjahren
betreut und ausgebildet. In den folgenden Lehrjahren spezialisieren sich die
Lernenden in einem Schwerpunktbetrieb, der näher bei ihrem Wohnort liegen kann.
Die Ausbildner sind sehr gut qualifiziert und gehen stark auf die Lernenden
ein; diese werden ausgebildet. Auch entdeckendes Lernen hat Platz, beispielsweise bei
den Automatikern. Sicherheit, Ordnung
und Präzision werden in der Lehrwerkstatt hoch gehalten. Die Lernenden sollen zu
selbständigem Tun hingeführt werden, so, dass sich der Lehrling im
Schwerpunktbereich, aber auch später im Beruf, auf sein Können verlassen kann,
kompetent, sorgfältig handelt.
Eine
Schnupperlehre in diesem Betrieb dauert für einen Jugendlichen drei
Tage. Hier ist bemerkenswert, dass nur Jugendliche zur Schnupperlehre
zugelassen werden, welche einerseits eine gute Bewerbungsmappe eingesandt
haben, die schulischen Grundanforderungen (auch Sozial- und Arbeitsverhalten!!)
erfüllen und den Eignungstest am Computer bei der login bestanden haben.
Tag 1: Nach einer kurzen
Einführung ins Ausbildungs- und Selektionskonzept der login wird der Praktikant
einer Arbeitsstelle in der Reparaturwerkstatt SBB zugewiesen, wo er bei
Unterhaltsarbeiten mithilft und beobachtet. Dabei kann es schon mal schmutzige
Hände geben und der Schnuppi steht mitten im Geschehen.
Tag 2: Der Schnuppi wird von einem Stift in die berufsspezifischen Aufgaben eingeführt und hat eine "einfache" Aufgabe zu lösen, z.B. muss der Schnupperstift Automatiker eine Steuerung verkabeln, so, dass bei einem ersten Knopfdruck das Licht und der Ventilator in einem WC eingeschaltet werden. Beim zweiten Knopfdruck wird das Licht ausgeschaltet, doch der Ventilator muss noch zwei Minuten weiterdrehen...so einfach.
Der Schnuppi Polymechaniker wird mit Arbeiten wie ausmessen, anreissen, zentrieren, Bohren, fräsen, Gewinde schneiden und drehen konfrontiert, das meiste maschinell.
Tag 3: Nach Abschluss der Arbeiten vom
Vortag kommt der Praktikant in den Genuss eines praktischen und theoretischen
Abschlusstests. Fünf verschiedene Übungen stehen auf dem Programm.
Kopf- und Handarbeit/ Kombinationsgabe, Wissen und Handgeschick stehen bei
diesen Aufgaben im Zentrum. Drahtbiegeproben mit und ohne Hilfsmittel werden
unterbrochen durch zwei Fragenkomplexe mit je 30 Aufgaben: Technisches
Verständnis, Wissen und Interesse am
Berufsfeld werden geprüft. Dann folgt noch die technisch-praktische Übung mit
dem Zusammenbauen einer einfachen Pumpe.
Im Anschluss an einen Betriebsrundgang (geführt durch einen 1.
Lehrjahr-Stift) findet noch eine Auswertungsrunde statt, erst in der Gruppe,
anschliessend noch im Einzelgespräch mit dem Ausbildner.
Weiteres Vorgehen: Die Auswertung
der Testübungen, der Bericht des Betreuers/ Ausbildners während der
Schnupperlehre, der Bericht des Schnupperlehrlings, alle Bewerbungsunterlagen
werden nun gesammelt und zum Bewerbungszentrum in Olten gesandt. Dort werden
die Profile aller Bewerber gesichtet, gewichtet und jene mit ungenügenden Beurteilungen
aussortiert. Die verbleibenden Kandidaten werden dann zu einem
Vorstellungsgespräch eingeladen. Die Selektion der Lehrlinge ist sehr
aufwändig, dauert bis zu einem halben Jahr. Auch im Frühjahr sind noch einzelne
Lehrstellen offen gehalten.
Feedback
Ich möchte bei dieser Gelegenheit den Ausbildnern, Herrn von Selve und Herrn
Fässler sowie dem Ausbildungsleiter, Herrn Stierli, für die Gastfreundschaft
und den wertvollen Einblick in das Ausbildungswesen der Firma login danken. Das
Praktikum hat mich in meiner Meinung bestärkt, dass eine gute solide Ausbildung
in einer Berufslehre eine vorteilhafte Basis darstellt für eine Berufstätigkeit
mit Perspektive. Die Schweiz braucht guten Berufsnachwuchs.
Ich habe gemerkt, dass die Ausbildner authentische Vorbilder sind für die
Jugendlichen, wichtige Wegbegleiter in deren Entwicklung während eines
Lebensabschnitts, in dem viele Einflüsse einwirken. Den Weg und den Zugang zu
finden ist wohl nicht immer so einfach, vor allem wenn es darum geht, den
jungen Leuten Grundlegendes (nicht immer nur Angenehmes) in einer Art
beizubringen, welche von der Jugend (die oft nicht besonders kritikfähig
auftritt) angenommen werden kann; ich sage dem "augenzwinkernde
Strenge".
Die Lernenden fühlen sich in
der Lehrfirma login wohl, sind offen und aufgeschlossen und verfügen schon im
ersten Lehrjahr über eine gute Fachkompetenz, was ebenfalls für die Ausbildner
spricht.