Neu sind nicht die Inhalte sondern die Art und Weise, wie an der Schule gelehrt, gelernt und gearbeitet wird. Die Schulung und Entwicklung der Schlüsselqualifikationen ist das zentrale Anliegen. Es sind dies: Selbständigkeit, Eigeninitiative, Flexibilität, Durchhaltevermögen, Kreativität, Selbstkritikfähigkeit, Organisationsfähigkeit, Logisches Denken, Frustrationstoleranz, Fachwissen, Teamfähigkeit, Problem-lösevermögen, Kommunikationsfähigkeit, Methoden-beherrschung, Verantwortungsbewusstsein.
Fallstudien, Wochenplanunterricht, ausserschulisches Erfahrungslernen, Plan-, Lern-, und Schulspiel, fächerübergreifende Aktivitäten, Lernen mit Medien und computergestütztes Lernen bilden die wichtigen Elemente dieses Unterrichts. Neu wird diese Art und Weise des Unterrichtens durch die selbständige Arbeit und die persönliche Begleitung im Lernatelier massiv verstärkt. Im Lernatelier haben die Schülerinnen und Schüler einen persönlichen Arbeitsplatz. Sie erhalten einen erweiterten Spielraum, erweiterte Kompetenzen und erweiterte Betreuung. Die Lehrpersonen arbeiten zu ca. 60% wie bisher und zu ca. 40% als Begleiter, neu „Coaches“ genannt. Damit beginnt an der Schule Sarnen eine ganz neue Lernkultur, bei der die Persönlichkeit des Einzelnen zusammen mit der Gemeinschaft ins Zentrum rückt.
Der Schulstoff bleibt der gleiche, die Anschlüsse an die Berufsschulen und weiterführenden Ausbildungen sind gewährleistet.
Zahlen und Fakten
An der IOS werden zur Zeit vierzehn "mixed abilities"- Klassen (15
- 19 SuS) geführt. Je zwei Parallel-Stammklassen werden in den sog.
INPUT-Lektionen niveauweise unterrichtet, was im Niveau A Gruppengrössen von
bis zu 26 Schülern, im Niveau B ca. 10 - 12 Schülern bedeuten kann. Die Lehrer
arbeiten in speziell dafür vorgesehenen Vorbereitungsräumen stufenweise eng
zusammen. Mehr oder weniger bearbeiten die A- und B-Lerngruppen parallel den
gleichen Lernstoff, alle vier Klassen gleichzeitig, mit abgestuften
Aufgabenstellungen. Die Lehrpersonen bereiten miteinander vor, ausschliesslich in
der Schule, die Vorbereitungen werden auf dem Fächer-Laufwerk "public
teachers" veröffentlicht und periodisch aktualisiert. In den einzelnen
Fächern erhalten die Schüler das Wochenprogramm auf einem standardisierten
Plan, die Inhalte sind aufgefächert in die Bereiche "Input" und
"Lernatelier".
Hier arbeiten die SuS an
(selbst gebauten) Einzelpulten an den Aufträgen. Meist sind die Atelierstunden
an ein Fach gebunden, die Betreuer des LA wissen um die Arbeit. Die
Schülerarbeitsplätze haben einen sehr individuellen Touch, was ihnen auch Spass
macht. Feste Regeln prägen die LA-Arbeit. Sie durchzusetzen ist bei der 1. IOS
nicht immer ganz einfach, denn der Grad der Selbständigkeit ist noch nicht
genügend entwickelt.
Die Sache mit den
selbstgebauten Pulten...kaum ein Schüler will das Selfmade-Produkt am Ende der
OS-Karriere mit nach Hause nehmen...
Wochenplan
Die Schule sucht Wege,
Instrumente, um den SuS selbständiges Lernen beizubringen. Im Moment ist
dies-bezüglich noch einiges im Aufbau, in Entwicklung. Die Dokumente werden
sehr unterschiedlich genutzt durch Lehrpersonen wie auch durch die SuS. Auch
die Reflexion des Lernens (Highlight-Heft) steckt noch in den Kinderschuhen.
Die Schule ist spürbar
grösser als jene von Emmetten und doch nur halb so gross wie unsere MPS. Ich beobachte viele Schüler "auf Reisen", viele
Zimmerwechsel wirken etwas hektisch. Vor
allem die Schüler des B-Niveaus nehmen sich beim Wechseln des Lernortes viel
Zeit, und die Gefahr besteht, dass sie sich ab und zu „ausklinken“. Das Lern- und Sozialverhalten scheint recht abhängig zu sein vom jeweiligen Jahrgang.
Und noch dies
Im Deutschunterricht steht das Thema "Political Correctness" an, also Wortschatz. Nach einem gemeinsamen Suchen von unkorrekten Wörtern wie "Neger, Putzfrau, Jugo oder ähnlichen, bringt die Lehrerin weitere Begriffe wie etwa "Müllmann". Erst ungläubiges Schweigen, dann ein Schüler philosophierend: "Man könnte diese Leute ja Sackbearbeiter nennen..." Lachsalven des Publikums - auch der Schreiber konnte sich fast nicht erholen.
Lehrer-Teams
Das neue System hat die
kleinen Stufenteams zusammen gebracht. Die LP begegnen sich wohl-wollend,
wertschätzend, hilfsbereit und solidarisch. An den Teamsitzungen – die SuS sind
dann jeweils in den Modulangeboten beschäftigt – werden zielgerichtet anstehende
Themen, Problematiken und Organisatorisches besprochen. Jedes Stufenteam spricht
Stoffinhalte ab, so dass in beiden Niveaus in etwa der gleiche Inhalt behandelt
wird, so weit es eben möglich ist. Dies führt auch zu einer gewissen „Unité de
doctrine“, was die Lerninhalte angeht. Der Vorsitz der Koordinationssitzung,
die Vorbereitung der Traktanden wird jede Woche von einer anderen LP
wahrgenommen.
Die meisten LP sind aber
auch noch in verschiedenen AGs und Kommissionen vertreten, in denen Stufen übergreifende Thematiken zur Sprache gebracht
werden.
SCHUL – INSEL
Der Betreuer der
Schulinsel ist für die ganze Schule Sarnen, vom Kindergarten bis zur IOS
zuständig. Dies hat den grossen Nutzen, dass eventuelle „Problemfälle“ von
Grund auf bekannt sind, nicht erst an der OS erkannt oder bekannt werden. Die „Auffangstation“
betreut SuS, welche in 2/3 der Fälle von der LP kurzfristig zugewiesen Werden,
maximal für einen halben Schultag; 1/3 der betreuten Kinder kommt freiwillig
her, weil sie z.B. zu Hause keinen Arbeitsplatz haben,… oder gar niemand zu
Hause ist. Oft sind dann die Kinder von den Eltern angemeldet.
Das Angebot ist sehr
niederschwellig. Zwar wird der Inselbesuch dokumentiert, die Problemsituation erfasst,
aber losgelöst von der Schulleitung oder Strafmassnahmen. Erst wenn der
Besucher „chronisch“ herkommt, kann sich die Sache weiterziehen (SSA, SHP, SDP
o.ä.) Ein Viertel der Zuweisungen durch die LP sind disziplinarisch begründet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen