Freitag, 11. Mai 2012

Mosaikschule Sarnen



Neu sind nicht die Inhalte sondern die Art und Weise, wie an der Schule gelehrt, gelernt und gearbeitet wird. Die Schulung und Entwicklung der Schlüsselqualifikationen ist das zentrale Anliegen. Es sind dies: Selbständigkeit, Eigeninitiative, Flexibilität, Durchhaltevermögen, Kreativität, Selbstkritikfähigkeit, Organisationsfähigkeit, Logisches Denken, Frustrationstoleranz, Fachwissen, Teamfähigkeit, Problem-lösevermögen, Kommunikationsfähigkeit, Methoden-beherrschung, Verantwortungsbewusstsein.

Fallstudien, Wochenplanunterricht, ausserschulisches Erfahrungslernen, Plan-, Lern-, und Schulspiel, fächerübergreifende Aktivitäten, Lernen mit Medien und computergestütztes Lernen bilden die wichtigen Elemente dieses Unterrichts. Neu wird diese Art und Weise des Unterrichtens durch die selbständige Arbeit und die persönliche Begleitung im Lernatelier massiv verstärkt. Im Lernatelier haben die Schülerinnen und Schüler einen persönlichen Arbeitsplatz. Sie erhalten einen erweiterten Spielraum, erweiterte Kompetenzen und erweiterte Betreuung. Die Lehrpersonen arbeiten zu ca. 60% wie bisher und zu ca. 40% als Begleiter, neu „Coaches“ genannt. Damit beginnt an der Schule Sarnen eine ganz neue Lernkultur, bei der die Persönlichkeit des Einzelnen zusammen mit der Gemeinschaft ins Zentrum rückt.
Der Schulstoff bleibt der gleiche, die Anschlüsse an die Berufsschulen und weiterführenden Ausbildungen sind gewährleistet.




Zahlen und Fakten

An der IOS werden zur Zeit vierzehn "mixed abilities"- Klassen (15 - 19 SuS) geführt. Je zwei Parallel-Stammklassen werden in den sog. INPUT-Lektionen niveauweise unterrichtet, was im Niveau A Gruppengrössen von bis zu 26 Schülern, im Niveau B ca. 10 - 12 Schülern bedeuten kann. Die Lehrer arbeiten in speziell dafür vorgesehenen Vorbereitungsräumen stufenweise eng zusammen. Mehr oder weniger bearbeiten die A- und B-Lerngruppen parallel den gleichen Lernstoff, alle vier Klassen gleichzeitig, mit abgestuften Aufgabenstellungen. Die Lehrpersonen bereiten miteinander vor, ausschliesslich in der Schule, die Vorbereitungen werden auf dem Fächer-Laufwerk "public teachers" veröffentlicht und periodisch aktualisiert. In den einzelnen Fächern erhalten die Schüler das Wochenprogramm auf einem standardisierten Plan, die Inhalte sind aufgefächert in die Bereiche "Input" und "Lernatelier".



 Lernatelier - Betrieb
Hier arbeiten die SuS an (selbst gebauten) Einzelpulten an den Aufträgen. Meist sind die Atelierstunden an ein Fach gebunden, die Betreuer des LA wissen um die Arbeit. Die Schülerarbeitsplätze haben einen sehr individuellen Touch, was ihnen auch Spass macht. Feste Regeln prägen die LA-Arbeit. Sie durchzusetzen ist bei der 1. IOS nicht immer ganz einfach, denn der Grad der Selbständigkeit ist noch nicht genügend entwickelt.
Die Sache mit den selbstgebauten Pulten...kaum ein Schüler will das Selfmade-Produkt am Ende der OS-Karriere mit nach Hause nehmen...



Wochenplan
Die Schule sucht Wege, Instrumente, um den SuS selbständiges Lernen beizubringen. Im Moment ist dies-bezüglich noch einiges im Aufbau, in Entwicklung. Die Dokumente werden sehr unterschiedlich genutzt durch Lehrpersonen wie auch durch die SuS. Auch die Reflexion des Lernens (Highlight-Heft) steckt noch in den Kinderschuhen.


Schulbetrieb, Lernatmosphäre
Die Schule ist spürbar grösser als jene von Emmetten und doch nur halb so gross wie unsere MPS. Ich beobachte viele Schüler "auf Reisen", viele Zimmerwechsel  wirken etwas hektisch. Vor allem die Schüler des B-Niveaus nehmen sich beim Wechseln des Lernortes viel Zeit, und die Gefahr besteht, dass sie sich ab und zu „ausklinken“. Das Lern- und Sozialverhalten scheint recht abhängig zu sein vom jeweiligen Jahrgang.


Und noch dies

 Im Deutschunterricht steht das Thema "Political Correctness" an, also Wortschatz. Nach einem gemeinsamen Suchen von unkorrekten Wörtern wie "Neger, Putzfrau, Jugo oder ähnlichen, bringt die Lehrerin weitere Begriffe wie etwa "Müllmann". Erst ungläubiges Schweigen, dann ein Schüler philosophierend: "Man könnte diese Leute ja Sackbearbeiter nennen..." Lachsalven des Publikums - auch der Schreiber konnte sich fast nicht erholen.

Lehrer-Teams

Das neue System hat die kleinen Stufenteams zusammen gebracht. Die LP begegnen sich wohl-wollend, wertschätzend, hilfsbereit und solidarisch. An den Teamsitzungen – die SuS sind dann jeweils in den Modulangeboten beschäftigt – werden zielgerichtet anstehende Themen, Problematiken und Organisatorisches besprochen. Jedes Stufenteam spricht Stoffinhalte ab, so dass in beiden Niveaus in etwa der gleiche Inhalt behandelt wird, so weit es eben möglich ist. Dies führt auch zu einer gewissen „Unité de doctrine“, was die Lerninhalte angeht. Der Vorsitz der Koordinationssitzung, die Vorbereitung der Traktanden wird jede Woche von einer anderen LP wahrgenommen.

Die meisten LP sind aber auch noch in verschiedenen AGs und Kommissionen vertreten, in denen Stufen  übergreifende Thematiken zur Sprache gebracht werden.


SCHUL – INSEL

Der Betreuer der Schulinsel ist für die ganze Schule Sarnen, vom Kindergarten bis zur IOS zuständig. Dies hat den grossen Nutzen, dass eventuelle „Problemfälle“ von Grund auf bekannt sind, nicht erst an der OS erkannt oder bekannt werden. Die „Auffangstation“ betreut SuS, welche in 2/3 der Fälle von der LP kurzfristig zugewiesen Werden, maximal für einen halben Schultag; 1/3 der betreuten Kinder kommt freiwillig her, weil sie z.B. zu Hause keinen Arbeitsplatz haben,… oder gar niemand zu Hause ist. Oft sind dann die Kinder von den Eltern angemeldet.
Das Angebot ist sehr niederschwellig. Zwar wird der Inselbesuch dokumentiert, die Problemsituation erfasst, aber losgelöst von der Schulleitung oder Strafmassnahmen. Erst wenn der Besucher „chronisch“ herkommt, kann sich die Sache weiterziehen (SSA, SHP, SDP o.ä.) Ein Viertel der Zuweisungen durch die LP sind disziplinarisch begründet.

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